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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 31

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 31 worden, daß Praedicat invictissimi (lateinisch) nicht ihm, sondern Ew. Majestät gebührt" (Ans Dr. Müller, Geschichte des deutschen Volkes, entnommen.) 6. In gleicher Weise trat vorzugsweise durch französischen Ein- Sermeiidwnj in flnß eine Verwelschnug in Tracht und Sitte ein. Studenten und "rad't und '-ltte' Bürger zeigten Vorliebe für Schlapphüte, Perücken, geschlitzte und gepuffte Kleider. Bei den Frauen verschwand die kleidsame, züchtige Tracht des 16. Jahrhunderts; geschmacklose Reifröcke, gesundheitswidrige Schuiirleiber tauchten auf und verschafften sich allgemeine Geltung. Und wie das Äußere sich änderte, so wandelte sich der Sinn. Zuchtlosigkeit, lockere Sitten nahmen in erschreckender Weise überhand und verderbten das deutsche Wesen beinahe bis auf deu Kern. Der Satiriker Logau (t 1655) spottete: „Alamode Kleider, alamode Sinnen: Wie fichs wandelt außen, wandelt fichs auch innen." Und an einer anderen Stelle ruft er die Mahnung aus: „Diener tragen insgemein ihrer Herrn Liverei: Soll's denn sein, daß Frankreich Herr, Deutschland aber Diener sei? Freies Deutschland, schäm' dich doch dieser schnöden Kriecherei." 7. Eine der schlimmsten Früchte des 30 jährigen Krieges war die Religiöse Be» Verarmnng und Verwahrlosung, die im religiösen Denken und tmn'9en-Leben der Nation eintrat. Das von den Schrecknissen des Krieges heimgesuchte Volk wurde vielfach irre an Gott, verfiel dem Unglauben oder einem rohen Zauber- und Dämonen glauben. Weit verbreitet war der Wahn, man könne sich durch irgendwelche Mittel (Talisman, Amulett) kugelfest, d. h. unverwundbar machen, man könne mit dem Teufel ein Bündnis schließen und mit seiner Hilfe in den Besitz überirdischer Kräfte gelangen, welche befähigten, treffende Kugeln zu gießen, verborgene Schütze zu heben, wichtige Geheimnisse zu ergründen und die Zukunft zu entschleiern. Die Hexen-Prozesse, welche Ende des 15. Jahrhunderts eingeführt wurden, nahmen an Zahl zu und mit ihnen die Anwendung der Folter, welche durch die ausgesuchtesten Martern das Geständnis der unglücklichen Opfer zu erpressen suchte. 8. Blicken wir aus das Gesamtbild zurück, welches unser Volk in der Mitte des 17. Jahrhunderts in materieller, geistiger und sittlicher Beziehung darbot, so drängt sich uns die Erkenntnis auf, daß der große Krieg, der schrecklichste aller Kriege, die deutsche Nation in

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 101

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 101 herrschte Pariser Geschmack das Denken und Empfinden der Fürsten und des Adels, das Schaffen unserer Künstler (Architekten und Dichter), die äußere Gestaltung des Lebens in den vornehmen Kreisen. So machte der Geist der Sieger längst nach geschlossenem Frieden noch Eroberungen im deutschen Volke. Allmählich aber regte sich in Wissenschaft und Kunst (Dichtkunst) die Opposition gegen das Franzosen-tnm und das Streben, deutsches Empfinden und deutsches Wesen zur Entfaltung zu bringen. 2. Einer der ersten Männer, welche den Kampf gegen den Geist der Zeit und die herrschenden Vorurteile aufnahmen, war Professor Christian Thomasius in Leipzig (f 1728). Er eiferte mit Erfolg gegen die damals noch mächtig wuchernden Hexenprozesse, forderte die Beseitigung der Folter im Strafverfahren und befaß die Kühnheit, die deutsche Muttersprache in wissenschaftlichen Vorträgen anzu-. wenden. Den tiefgehendsten Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Geisteslebens übte der große Denker Immanuel Kant aus Königs-Einfluß des Phiberg (1724—1804), von dem eine neue Epoche namentlich für das sittliche Leben des Volkes datiert. Der- Begriff der Pflicht war beinahe allen Gefellschaftsklassen verloren gegangen. Die Fürsten stellten mit wenigen Ausnahmen das persönliche Wohl über die Interessen des Staates; der Adel bedrückte die auf feinen Gütern lebenden Leibeigenen und verbrachte die Tage in üppigem Wohlleben und auch in den wohlhabenden bürgerlichen Kreisen war die Selbstsucht und das Jagen nach Genuß und irdischem Glück so mächtig, daß Gemein-sinn und Opferwilligkeit sich nicht entwickeln und betätigen konnten. Da rüttelte Kant an den Gewissen, wies in einem seiner grunblegenben Werke der seichten, von französischen Philosophen verbreiteten „Aufklärung" gegenüber nach, daß Gott, Unsterblichkeit der Seele, Freiheit des Willens unentbehrliche Forberungen der praktischen Vernunft und notwendige Voraussetzungen der Sittlichkeit seien und daß die Freiheit des Menschen barin bestehe, daß er dem in ihm ruhenben Sittengesetz (dem Kategorischen Imperativ) folge, daß er also die Pflicht, nicht Lohn ober Lust, Antrieb zu seinen Handlungen sein lasse. („Handle so, daß die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden konnte und handle so, daß, wenn alle so handelten wie du, es um das Ganze Wohlstände!") 3. Auf dem Gebiet des Erziehungswesens erfolgten im Erziehung^ 18. Jahrhundert anerkennenswerte Fortschritte. Aug. Herrn. Fr ancke (f 1727), Professor und Seelsorger, welcher die Religion zu einer Angelegenheit des Herzens, zu einer Sache der Gesinnung und werktätigen Liebe machte, nahm sich der verlassenen Armut au und grünbete in Halle die unter dem Namen „Franckische Stiftungen" berühmt geworbenen Erziehungsanstalten, in welchen Waise Pflege

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 141

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 141 aller Reußen" gab Napoleon einen Teil des eroberten Landes an Friedrich Wilhelm zurück. Preußen verlor alle seine zwischen Elbe und Rhein gelegenen Provinzen, sowie die in der Ii. und Iii. Teilung Polens erworbenen Besitzungen. Es schmolz von 5500 □ Meilen mit zehn Millionen Einwohner auf 2900 □ Meilen mit kaum fünf Millionen Einwohner zusammen. Außerdem mußte es eine hohe Kriegsentschädigung zahlen und bis zur Abtragung dieser Schuld etwa 150000 Franzosen in seinen Festungen ernähren. Nach einer weiteren Bestimmung durste der so verstümmelte Staat nicht mehr als 42 000 Soldaten halten. Ans den linkselbischen Gebieten, K'urhessen, Brann-schmeig und Teilen Hannovers bilbete Napoleon das Königreich Westfalen (Hauptstabt Kassel) und übertrug es seinem Bruder Jerome. Danzig mit Umgebung würde dem Namen nach Freistaat, in Wahrheit ein Stützpunkt der französischen Macht an der Ostsee. Den größten Teil der früher polnischen Besitzungen erhielt der König von Sachsen unter beut Namen eines Herzogtums Warschau; der kleinere würde mit Rnßlanb vereinigt. — Obgleich Rnßlanb einen lebhaften Handel mit England unterhielt, so trat boch Alexanber I. der Kontinentalsperre bei und fügte bainit beni Wohlstanb seines Reiches eine empsinbliche Schäbignng zu. — Der Tilsiter Friebe, der Preußen seiner Großmachtstellung beraubte, bezeichnet die tiefste Stufe der Erniedrigung Deutschlands. § 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 1. Das furchtbare Strafgericht des Himmels, das über Laub und Volk gekommen war, wirkte wie bessernde Buße, wie läuterndes Feuer und das Unglück wurde der Boden, aus dem ein neues Leben erblühte, ein Geist, welcher allmählich eine Umgestaltung im Staatsleben, eine Wiedergeburt im Volke herbeiführte und endlich die ganze deutsche Nation zur einmütigen Erhebung gegen den Tyrannen hinriß. Der Umschwung im politischen, sozialen und sittlichen Leben knüpft sich in erster Linie an die Person des Freiherrn Karl von Slein Freiherr Karl (geb. 1757), der einem in Hessen begüterten Geschlechte des rheinfränkischen Abels entstammt und zu Nassau an der Lahn seßhaft war. Es war bies ein Mann, von Gott einem gesunkenen und in der Knechtschaft fchmachtenben Volke gesanbt, bamit er die Ketten zerreiße und die längst vermißten Güter der Freiheit und nationalen Ehre wieder zur Geltung bringe. In seiner Person vereinigten sich ein scharfer, zugleich praktischer Verstand, ein unbeugsamer Wille, eine Charaktergröße, die weder um die Gunst der Menge noch um die

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 145

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 145 4. Stein und Scharnhorst, diese Männer der Tat, waren Organi- Patrioten unter satoren des Staats- und Heerwesens. In gleichem Geiste, aber auf Säc anderem Gebiete, wirkten große, von Patriotismus durchglühte Männer, die sich eine Erneuerung im Gedanken-, Gefühls- und Willensleben der Natiou zum Ziele fetzten: vor allem der Philosoph Johann Gottlieb Fichte und der Theolog Friedrich Schleiermacher. Fichte brachte iu seinen gewaltigen „Reden an die deutsche Nation", die er im Winter 1807—1808 im Akademiegebäude zu Berliu hielt, während französische Bataillone mit Trommelwirbel unter den Linden vorbeizogen, den Deutschen zum Bewußtsein, daß sie durch eigene Schuld, durch ihre sündhafte Selbstsucht gefallen seien und daß sie nur durch die Rückkehr zu ihrem echten und reinen Wesen, zu ernster Sittlichkeit, wahrer Bilbnng, Religion und opferwilliger Vaterlanbs-liebe gerettet werben können. Schleiermacher rüttelte bnrch geistreiche Vorlesungen an der Berliner Universität (gegrünbet 1810 auf Anregung Will), v. Humbolbts, des Freunbes von Goethe und Schiller) und tiefsinnige Prebigten die Gewissen seiner Hörer, inbem er mit embringlicheu Worten die Niebrigkeit eines bloßen Genußlebens, die Hoheit sittlicher Größe, die Wonne wahrer, in praktischer Betätigung sich äußeruber Frömmigkeit schilberte und betonte, daß der Wert des Menschen in der selbstlosen Hingabe an das Ganze liege. — Ernst Moritz Arndt forberte in Gebichten und Schriften die Abkehr von der weichlichen, greisenhaften Bilbnng der Zeit, verlangte Mannessinn und Tapferkeit und schürte, auf Gott vertranenb, „der keine Knechte wollte", mit Flammenzungen den Haß gegen Napoleon. Der Turnvater Jahn war mit Eifer bemüht, bnrch Leibesübungen die physifche Kraft der Berliner Jünglinge zu stählen, zugleich aber auch bitrch das Absingen patriotischer Lieber und biirch kurze, originelle Reben die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlanbes zu eutzüubeu. Uhlanb bichtete um 1811: „Des Säugers Fluch" und weckte bnrch beit blutigen König, den Fluch des Sängertnms, die Erinnerung an den rachsüchtigen Bebrücker. Und zu beit Lebenbeu gesellte sich die Stimme eines Toten. Schillers Geist erwachte und wanbte sich an die Nation mit den ernsten Mahnworten: „Ans Vaterlanb, ans teure, schließ bich an", und „Nichtswürbig ist die Nation, die nicht ihr alles setzt an ihre Ehre". Die Saat, welche alle diese Patrioten ausstreuten,' reiste langsam, aber sicher zur reichen Ernte heran. Allmählich trat eine innere Ge-suitbung und Verjüngung des Geschlechtes ein. Ehe es aber zur Erhebung und zur Abschiittelung des srembeit Joches kam, mußte noch viel Schlimmes erbitlbet werben. Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 10

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 116

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
116 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. c. Schreckens Herrschaft des Wohlfahrtsausschusses. d. Einführung einer neuen Zeitrechnung. e. Royalistische Ausstände und Ende der Schreckensherrschaft. Königs, Dauphin Ludwig (Ludwig Xvii.), wurde einem verworfenen Schuhmacher zur Erziehung übergeben. Er starb 1795 infolge von Mißhandlungen. „Wir haben die Schiffe hinter uns verbrannt", rief Ararat nach der Hinrichtung Ludwigs Xvi. aus und deutete damit an, daß den Männern des Umsturzes und der damaligen Herrschaft keine Wahl blieb, als Vernichtung aller ihrer Gegner oder eigener Untergang. Solcher Auffassung entsprechend, handelte nun auch der National-konvent. Er riß alle gesetzgebende und ausübende Gewalt an sich und übte ein Schreckensregiment ans, das alles übertraf, was sich bisher Entsetzliches zugetragen hatte. Au seiner Spitze stand der sogenannte Wohlfahrtsausschuß, in dem Robespierre, Danton it. a. ihre bluttriefende Tätigkeit entfalteten. Derselbe entwarf Gesetze, welche den ruhigen Bürger erzittern machten, alle Widerstrebenden mit dem Tode bedrohten und die einst so gefeierte Freiheit und Gleichheit in das Reich der Träume verwiesen. Ein Revolutionstribunal urteilte als oberster Gerichtshof über alle „Verdächtigen". Es kannte nur die Todesstrafe. Appellation oder Begnadigung gab es nicht. In den Provinzen bildeten sich Revolutionsausschüsse, die vom Konvente aus ihre Weisungen erhielten zur Ausrottung aller Männer von Besitz, Bildung und edler Gesinnung, und in allen größeren Städten, wie in Bordeaux, Nantes, Lyon, wüteten Kommissare des Wohlfahrtsausschusses, indem sie die entartete Menge zum Morde aufstachelten. Tausende von Bürgern, die bisher in Ruhe ihr Tagewerk verrichteten, verbluteten auf der Guillotine (einer von dem Deputierten Guillotiu erfundenen Enthauptungsmaschine, Fallbeil). Damit der Zusammenhang mit der Vergangenheit aufgehoben werde und steh die Erinnerung nicht mehr in frühere Jahrhunderte flüchten könne, führte man eine andere Zeitrechnung ein und bezeichnete als Anfang der neuen Zeit den 22. September 1792 (Gründungstag der Republik). Als veraltet betrachtete man auch das Christentum; man verbot den christlichen Kultus, hob den Sonntag und alle gottesdienstlichen Einrichtungen auf und ordnete die Verehrung der Vernunft an als der Quelle der Weisheit und Erkenntnis. So brach das Alte, Ehrwürdige und Geheiligte zusammen, die Stützen, welche Bildung und Gesittung getragen; Zerstörungswut und rohe Sinnenlust schritten sieghaft einher (1794 ließ Robespierre bitrch den Konvent wieder dekretieren: „Das Dasein eines höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele sei eine Wahrheit"). Gegen diese nmstürzlerischen Neuerungen und die Tyrannei des Konventes erhoben sich zwar viele Franzosen, so die Bevölkerung der Veitl)ee und die südlichen Städte Marseille, Bordeaux, Lyon und Toulon; letzteres rief sogar die Engländer zu Hilfe und räumte

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 157

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 119. Die Konvention von Tauroggen. 157 Beginn des Feldzuges als Bestandteil des linken Flügels unter Macdonalds Oberbefehl in die Ostseeprovinzen eingerückt war. York war von leidenschaftlicher Heftigkeit („der alte Isegrim"), aber glühender Patriot und unversöhnlicher Feind der Franzosen. Als die Kunde vom Untergang der Großen Armee zu ihm gedrungen war, erkannte er sofort die volle Wichtigkeit der Entscheidung, die bei Preußen liege. Jetzt oder vielleicht nie, meinte er, sei der Zeitpunkt zur Losreißuug von Napoleon gekommen. Von Maedonald getrennt und von Ostpreußen abgedrängt, wandte er sich an den König Friedrich Wilhelm um Weisungen für sein Verhalten. Da nur eine unbestimmte Antwort eintraf, reifte in Iorks Seele, in welcher militärischer Gehorsam und Vaterlandsliebe eine Zeitlaug mit einander kämpften, der Entschluß, das unnatürliche Bündnis mit den Franzosen aus eigene Verantwortung zu lösen und sich den Russen zu nähern. Die mit dem russischen General Diebitsch eingeleiteten Verhandlungen führten am 30. Dezember 1812 zu der Konvention von Tauroggen (bei Memel), kraft deren Jork und sein Korps sich von den Franzosen trennten und vor der Hand neutral zu bleiben erklärten, bis eine Entscheidung des Königs eingetroffen sei. Iorks eigenmächtige Tat war eine Verletzung des militärischen Gehorsams. Der General hatte ein Bewußtsein von der schweren Verantwortung, die auf ihm ruhte, und der Tragweite seines Vorgehens. In einem an den König gerichteten Brief erklärte er, er sei „bereit, auf dem Sandhaufen ebenso ruhig, wie auf dem Schlachtfeld, die Kugel zu erwarten". Die Rechtfertigung für sein Verhalten sand er aber in der Überzeugung, daß Preußen nur gezwungen an Frankreich Heeresfolge leiste und daß Freiheit, Unabhängigkeit und Größe der Monarchie nur im Bnnde mit Rußland gerettet werden könne. Der König befand sich in schlimmer Lage. Berlin war noch von Franzosen besetzt. Aus allen Seiten von Spionen umgeben, war er in der Freiheit seiner Handlungen gehindert. Er durfte Napoleon keinen Anlaß zu Mißtrauen geben und mußte, so schwer ihm das auch fiel, die Konvention amtlich verwerfen. Um in den Franzosen keinen Zweisel an seiner Treue aufkommen zu lassen, entsetzte er 2)ork seines Postens, knüpfte aber zu gleicher Zeit behuss Herbeiführung eines Bündnisses geheime Unterhandlungen mit Alexander I. au. Das Abfetznngsdekret gelangte nicht in Jorks Hände. 2. Der kühne Patriot blieb bei seinem ersten Schritte nicht stehen. Die Entwicklung der Dinge drängte zu weiteren Handlungen. Die Russen zogen im Januar 1813 in Ostpreußen ein und wurden vom Volke als Retter in der Not begrüßt. Jork folgte und übernahm kraft einer älteren Ernennung als Generalgouverneur die Oberleitung der Provinz. „Mit blutendem Herzen," so schrieb er an Bülow, „zerreiße ich die Bande des Gehorsams und führe den Krieg Yorks Nvr-bringen nach Ostpreußen.

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 179

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 128. Reaktionäre Gegenströmung. 179 war ein Feind der neuen Ideen; er bekämpfte sie in Zeitschriften, schickte, wie man hörte, Stimmungsberichte über die in Deutschland herrschenden Zustände und Strömungen an Kaiser Alexander I. von Rußland und erhob schwere Anklagen gegen die Universitäten. Der Haß gegen ihn erzeugte in K. Sand den Entschluß, das Vaterland von seinem ungeratenen Sohne zu befreien und damit dem Fortschritt wie der nationalen Sache einen Dienst zu erweisen. Er reiste nach Mannheim, wo sich Kotzebne gerade aufhielt, verschaffte sich unter falschem Namen Einlaß in dessen Gemach und stieß ihm mit den Worten: „Hier, du Verräter des Vaterlandes!" den Dolch in die Brust (23. März 1819). Der Versuch, sich selber zu töten, mißlang; Sand wurde 1820 hingerichtet. § 128. Reaktionäre Gegenströmung. 1. Dem vorwärts drängenden Streben der Gebildeten des Volkes nach Verwirklichung des Einheits- und Freiheitsgedankens setzten sich bald reaktionäre Bewegungen zur Abschwächung und Unterdrückung entgegen. Dieselben gingen zunächst von zwei Kreisen aus: vou dem Großgrundbesitz, der von den Neuerungen eine Schmälerung seiner Rechte fürchtete, und von dem Beamtentum, das „in der Einführung parlamentarischer Einrichtungen eine Beeinträchtigung seiner bisherigen Unfehlbarkeit und Unantastbarkeit" sah. Beide wirkten dahin, den Widerspruch der Fürsten gegen die erstrebten Fürst Metternick. Reformen herauszufordern. Der entschiedenste Gegner des neuen Geistes war der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich (f 1859). Er hielt jeden Versuch nach Umgestaltung des Bestehenden, jede Mitwirkung des Volkes bei der Gesetzgebung und Verwaltung für den Ausfluß einer antimonarchifchen, ja revolutionären Gesinnung und betrachtete daher die Aufrechterhaltung der auf dem Wiener Kongreß geschaffenen Ordnungen als feine oberste Pflicht. Und wie er, so dachte auch sein Herr, der von absolutistischen Herrschergedanken erfüllte Kaiser Franz I. 12* Träger der Reaktion.

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 270

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
270 Xi. Bayerische Geschichte. f cf) a f t der Wittelsbacher. Die Vergegenwärtigung der Segnungen, welche dem Land und dem Volk durch düs Wirken des erhabenen Regentenhauses zu teil geworden waren, insbesondere der Fortschritte, welche Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtspflege, dann alle Zweige der wirtschaftlichen Regsamkeit, sowie Volksbildung, Wissenschaft und Kunst unter den bayerischen Königen erfahren hatten, erfüllten jedermann mit inniger Freude und aufrichtiger Dankbarkeit. Aus Anlaß der Jubelfeier wurde eine allgemeine Sammlung veranstaltet. Das Ergebnis derselben verwendete der König, der alle ihm persönlich zugedachten Huldigungen ablehnte, zu einer Stiftung, der „Wittelsbacher Landesstiftung", zur Förderung des Handwerkes und Gewerbes. Neuschwanstein. 6. Ludwig Ii. sollte nach dem denkwürdigen Feste nicht lange mehr regieren. In dem reichbegabten, dem Idealen zugewandten König, der schon von Beginn der 70 er Jahre eine fast krankhafte Abneigung gegen das Auftreten in der Öffentlichkeit zeigte und der sich nur in der Abgeschiedenheit der Berge, im stillen Umgang mit der Natur und in seinen Prnnkschlössern wohl fühlte, machten sich immer deutlicher erkennbare Spuren einer geistigen Umnachtung be-merklich. Die Rücksicht aus das Wohl des Landes forderte mit gebieterischer Notwendigkeit, daß ihm die Bürde der Regierung abgenommen werde. Da sein Bruder, Prinz Otto, an einer ähnlichen

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 9

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 74. Ter Niederdeutsch-dänische Krieg 1624—1629. 9 den prahlerischen Ausspruch gethan hatte, er müsse die Stadt haben, auch wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre. Im Mai 1629 wurde der Krieg unvermutet rasch beendet. Der Dänenkönig hielt eine für ihn günstige Wendung unwahrscheinlich und war des Kampfes müde, und Wallenstein strebte danach, in den ruhigen Besitz von Mecklenburg zu gelangen. Obwohl besiegt, so erhielt Christian Iv. im Frieden zu Lübeck alle ihm abgenommenen Lübe^Friede Besitzungen zurück, mußte aber versprechen, sich nicht mehr in deutsche Angelegenheiten einzumischen. Die günstigen Bedingungen wurzelten in der Absicht der Sieger, Christian Iv. von einem Bündnis mit Schweden zurück zu halten. 5. Der protestantische Norden Deutschlands war überwunden; ^eftituttousebiit mit erhöhtem Machtgefühl konnte der Kaiser auf die Erfolge seiner Waffen zurückblicken. Leider verstand er es nicht, weise Mäßigung zu üben und die Unterdrückten mit sich zu versöhnen. Im Bewußtsein seiner Macht glaubte er vielmehr, „den Vernichtungsstreich gegen den Protestantismus" führen zu können. Zu diesem Zwecke erließ er im Marz 1629 das Restitulionsedikt (restituiere« = wiederherstellen, wiedererstatten), kraft dessen alle ehemals geistlichen Gebiete, Stifte, Güter, die seit dem Passauer Vertrag (allerdings im Widerspruch mit den im Augsburger Religionsfrieden festgesetzten geistlichen Vorbehalt) von den Protestanten eingezogen worden waren, an die Katholiken zurückgegeben werden sollten. Zwei Erzbistümer (Bremen und Magdeburg), 12 Bistümer, darunter Verden, Minden, Halberstadt, Brandenburg, waren nahe daran, katholisiert zu werden. Der Protestantismus fah sich anfs schwerste bedroht. Ein Notschrei ging durch die protestantische Bevölkerung: Fürsten und Städte, selbst die neutralen Stände, Brandenburg und Kursachsen, erhoben Beschwerde — umsonst. Der Kaiser achtete auf keine Mahnung zur Nachgiebigkeit, gab seinen wie den ligistischen Truppen die Weisung zur Ausführung des Edikts und beschwor damit neue Gefahren für den Frieden herauf. 6. Schon im folgenden Jahre verschlimmerte sich die Lage des Absetzung Kaisers. Verschiedene Eingriffe in die Reichsverfaffnng (Entsetzung "ai63o.etn der Herzöge von Mecklenburg) erweckten Erinnerungen an Karl V. (1548) und erregten selbst bei katholischen Fürsten Bedenken. Der größte Unwille aber richtete sich gegen den Mann, dem der Kaiser in erster Linie seine Erfolge und seine gebietende Stellung zu verdanken hatte, gegen Wall enstein. Die Ausschreitungen seiner Truppen, welche nach dem Grundsätze, daß der Krieg sich selber ernähren müsse, unter Mißachtung aller Sittengesetze in der schamlosesten Weise in Feindesund Freundesland Raub und Plünderung ausübten, riefen allenthalben Erbitterung hervor. Dazu kam der Zorn über Wallensteins

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 11

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635. 11 lanbet, um den Krieg von neuem zu entfachen und den bebrängten Protestanten beizustehen. Wer war dieser Frembe? Er stammte aus dem Geschlechte der Wasa und war König von Schweden. Von hohem Buchse und kräftigem Körper, mit Monben Haaren und blauen Augen erinnerte seine Erscheinung an die einst gefürchteten, meerbeherrschenben Bewohner des Norbens, die Normannen. Wie sein Äußeres, so imponierten seine glänzenbeu geistigen Eigenschaften. Er verfügte über ein umsassen-bes Wissen, beherrschte mehrere Sprachen und überblickte mit Hellem Verstaube die Bebürfnisse seines Volkes und die Be-bingungen, unter welchen der von ihm geleitete Staat wachsen und gebethen konnte. Entschlüsse saszte er mit kluger Vorsicht; in bei Aussührnng berselben aber war er tatkräftig, unerschrocken und kühn. Mit hoher Geistesbilbnng vereinigte er nngehenchelte Frömmigkeit nnb Herzensgüte; auch zählte er zu den treuesten Vekennern des evangelischen Glaubens. Bei aller Strenge und Manneszucht, die er im Heer übte, blickten seine Soldaten mit Liebe und Verehrung zu ihm empor. In Kriegen gegen Dänemark, Rußlanb und Polen hatte er ein großes, seinen Gegnern überlegenes Felbherrntalent gezeigt. 2. Was bewog ihn nun, sich in Deutschlands Angelegenheiten ®er««J®ujjn^ einzumischen und in dem Streit zwischen Kaiser und Protestanten die e smge-Partei der letzteren zu ergreifen? Es waren politische und religiöse Grünbe. Schon Gustav Wasa, Gustav Abolfs Großvater, welcher die Reformation in Schweden eingeführt, hatte nach Er- weiterung der Grenzen seines Reiches gestrebt. Das Streben war auf seine Nachfolger übergegangen. In siegreich bestanbenen Kriegen (mit Dänemark, Rußlanb, Polen) hatten sie nach und nach Fiuulanb, Esthland, Livlanb, Jngermamtlanb gewonnen und bamit die Herrschaft über die meisten Gebiete an der Ostsee erlangt. Nur an der <süb-fitste hatte ihre Macht bisher nicht Wurzeln fassen können; Preußen (das ehemalige Orbenslanb), Pommern und Mecklenburg besanben sich noch außer dem Bereich des schwebischen Einflusses. Vom Geiste seiner Ahnen erfaßt, gebachte nun Gustav Aböls das Eroberungswerk zu üotlenben und sich die unumschränkte Herrschaft über die Ostfee zu verschaffen. Die Erreichung bieses Zieles aber war Gustav Adolf.
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